laziness... study, and life.
heute habe ich die uni geschwaenzt.
...
ja, ich bin selbst auch ein wenig schockiert darueber. aber nur ein wenig.
eigentlich haette ich mir heute akkadische omina antun sollen - interessant, ich weiß, und ich haette auch gerne wieder daran teilgenommen.
was mich davon abgehalten hat? zum einen ein gewaltiges nachholbederufnis an schlaf, zum anderen die tatsache, daß ich es gestern versaeumte, die 20 zeilen an öl-omina zu machen, welche uns aufgetragen worden waren. außerdem ist naechsten mittwoch die sumerisch-pruefung - diesmal unverrueckbar. und ich denke, ich sollte doch ein wenig mehr lernen.
also, ich habe mich dem sueßen schlaf hingegeben. herrlich. zwar bin ich immer noch ein wenig muede, aber ich und ein energydrink arbeiten gerade daran, das zu aendern. außerdem wiederhole ich soeben meine sumerische grammatik (bin schon bis zu den personalpronomina gekommen, heute erwarten mich noch die possessivsuffici und ordinalia).
ich muß gestehen, daß mir sumerisch einfach besser gefaellt als akkadisch. gut, eventuell liegt es daran, daß ich im vergangenen semester ein wenig... nun, sagen wir es so: ich habe kaum etwas gelernt. daran ist allerdings die archaeologie schuld.
jedenfalls, sumerisch ist so... einfach? weiß nicht, ob das der richtige begriff dafuer ist, aber die sprache erscheint mir auf jeden fall einfacher als akkadisch. obwohl ich zu meiner begeisterung habe feststellen koennen, daß mein akkadisch-wissen trotz eines semesters des nichtstuns immer noch groeßer ist als das meiner lieben kollegen und kolleginnen.
generell jedoch bin ich mit meiner derzeitigen uni-situation sehr zufrieden. im akkadisch ps geht es gut voran, und altbabylonisch gefaellt mir. vor allem die zeichen - sie sind einfach schoener anzusehen als die neuassyrischen solchen (obwohl beide vor der grandiosen schoenheit der sumerischen linearzeichen verblassen). auch gefaellt mir, was ich dieses semester so zu lesen bekomme - omina, religioese texte, codex hammurapi, schoepfungsmythen.
schoepfungsmythen!
ich habe mir den auftrag geschnappt, ein kurzreferat ueber den atrachasis-mythos zu halten. begeistert, wie ich bin, werde ich natuerlich nicht die bereits transliterierte, transkripierte und uebersetzte version im TUAT (Texte aus der Umwelt des Alten Testaments) verwenden, sondern mir die keilschrift kopieren und mich selbst dahinterklemmen. so lerne ich einerseits mehr, und andererseits macht es mehr spaß.
der atrachasis-mythos ist uebrigens eine sintflutgeschichte. eine sehr schoene. obwohl - bei mir ist es ohnehin egal, welchen sumerischen text man mir vorlegt; solange es ein literarischer solcher ist, finde ich sowieso alles schoen und toll und was weiß ich (bei wirtschaftsurkunden sieht das ganze schon wieder anders aus - der literarische reiz von '8 schafe, 7 ziegen am soundsovielten von soundso an soundso uebergeben' ist einfach nicht soooooo groß...). hach. ich bin so richtig gluecklich mit meinem studium.
wobei mir einfaellt:
ich habe letzthin, ich glaube, es war dienstag - ja, es war dienstag - mit einem guten freund von mir, Mo., telephoniert. nachdem er mir die frage gestellt hatte, wie es denn derzeit so mit meinem privatleben aussaehe, und ich zu antworten begonnen hatte, unterbrach er mich mit folgenden worten:
'manchmal habe ich das gefuehl, du hast gar kein privatleben mehr - sobald man dich danach fragt, dauert es kaum drei saetze und du bist schon wieder beim thema uni, uebersetzungen und aehnliches zeug.'
wo er recht hat, hat er recht.
aber mal im ernst: ich bin zufrieden damit. ich studiere ja nicht altsemitische philologie, weil ich einen job brauche, sondern weil es mich fasziniert. natuerlich, ich hoffe schon, daß ich einen beruf innerhalb dieses feldes bekomme - aber einerseits mache ich mir jetzt, im 3. semester, keine großen gedanken darueber (ich habe schließlich noch genug zeit), und andererseits bin ich fest davon ueberzeugt, daß das multiversum gar nicht erst zulassen wird, daß ich als arbeitslose akademikerin ende.
wenn ich mich mal ganz frech mit meinen kollegen und kolleginnen vergleichen darf, denke ich, daß ich sicher die besseren chancen auf eine stelle an einer universitaet habe, als diejenigen unseres kleinen vereins, die nur halbherzig vor sich hin studieren und mit den gedanken immer woanders sind. in diesem sinne bleiben quasi ich, herr W. und herr H. uebrig - herr H. wird wahrscheinlich ohnehin in baelde (also sobald er seine diplomarbeit fertig hat, welche von dem faszinierenden thema 'die subjunktion in neu- und spaetbabylonischen briefen' handelt) bei uns die kleinen neuen in akkadisch unterrichten duerfen, und herr W. hat auch sehr gute chancen, nach beendigung seiner dipl. ('goetterreisen') bei uns wirken zu koennen. schließlich hat er schon in sumerisch bei uns das tutorium veranstaltet.
herr H. und herr W. sind außerdem meine lieblingskollegen. die freuden, mit jemandem ueber die problematik der silbenregel im akkadischen stativ (herr H.) oder den zusammenhang zwischen den sumerischen reduplikationsverba und dem akkadischen D-stamm (herr W.) sprechen zu koennen!
ich kann zwar verstehen, daß manche meiner lieben kollegen und kolleginnen (außer den herren H. und W.) es fuer seltsam halten, daß ich in meiner freizeit gerne uebersetze oder - oh graus! - konjugationen uebe, oder mir fachliteratur durchlese... aber mir macht es spaß. ich habe mich nicht durch die schule gekaempft (und es war ein wirklicher kampf, jeden tag aufs neue), um dann sinnlos vor mich hin zu vegetieren.
warum stoert es ueberhaupt manche leute, daß ich meine freizeit mit fachspezifischen dingen verbringe? mich stoert auch nicht, daß andere es nicht tun. jedem das seine (und mir mehr fachliteratur!).
nun, das klingt jetzt alles nach rechter selbstbeweihraeucherung - ich lerne, ich studiere, ich lerne und bin sozusagen eine brave studentin. natuerlich habe ich auch meine jugendlichen fehler - alkoholgelage, zum beispiel. oder teilweise unkontrollierter konsum des gruenen krauts (welchen ich jedoch derzeit auch null hinuntergeschraubt habe, um nicht wieder lerntechnisch in der versenkung zu landen). oder mein unverstaendnis leuten gegenueber, die NICHT lernen.
ich glaube, letzteres ist einer meiner großen schwachpunkte.
man nehme zum bleistift herrn O.
herr O. ist letztes semester zu uns gestoßen. er ist theologe, und sehr gut in hebraeisch. zu uns hat er gefunden, da er sich fuer die urspruenge des hebraeischen interessiert, und da ist es nur natuerlich, daß er begann, sich mit akkadisch zu beschaeftigen.
herr O. hat allerdings leider eine art und weise, die ihn nicht nur bei mir relativ unbeliebt macht. er versucht naemlich, intelligent zu wirken. zu seinem leidwesen (und dem meinigen) gelingt ihm das allerdings nicht wirklich.
nun, damit koennte ich leben. ich muß schließlich auch Ma. ertragen, der sprachen gegenueber eine selten gesehene ignoranz an den tag legt (ich versuche seit dem ersten semester, ihn davon zu ueberzeugen, daß es fuer alle beteiligten das beste waere, wenn er zur ur- und fruehgeschichte wechseln wuerde und nur seine wahlfaecher bei uns abarbeiten taete - meinen nerven wuerde es auf jeden fall gut tun). aber herr O. ist... eigen.
gemeinsam mit frau H. bildet er das um eins reduzierte triumvirat des schreckens am institut. lehrende fuerchten die beiden - inkompetente kommentare und fragen waehrend des unterrichts sind eben nicht jedermanns sache. und herr O. hat mittlerweile frau H. die krone der inkompetenten kommentare und fragen abgerungen.
man sollte denken, daß jemand, der in theologie promoviert hat, mit so einfachen konzepten wie dem genitiv, kasuspostpositionen oder suffici vertraut sein sollte. außerdem sollte bei uns rein theoretisch jeder latein gehabt haben. aber nein!
ich muß es zugeben: herr O. treibt mich, langsam aber sicher, in den wahnsinn.
ich kann es einfach nicht ausstehen, wenn er sich zu etwas aeußert.
was mich ja wirklich irre macht, ist sein sinn- und zielloses vermengen von informationen. ein beispiel:
in sumerisch PS haben wir gelernt, daß es einfacher ist, die urspruenglichen bilder hinter den zeichen zu erkennen, wenn wir die keilschrift um 90 grad drehen. nichts neues hier, schließlich sollten wir rein hypothetisch ohnehin wissen, daß im laufe der schriftentwicklung eine drehung um 90° stattfand (um das schreiben zu erleichtern).
nun gilt das allerdings nur fuer sumerische zeichen (das mit dem drehen, um sie leichter lesen zu koennen). fuer neuassyrische, oder auch altbabylonische zeichen ist es vollkommen ueberfluessig, diese zu drehen. schließlich haben zu dem zeitpunkt, als diese zeichen verwendet wurden, die schreiber schon seit mehr als 1000 jahren 'normal' (also von links nach rechts und von oben nach unten) geschrieben.
kann herr O. das verstehen?
im akkadisch PS zu beginn der woche sahen die liebe frau W., die das PS veranstaltet, meine lieben beiden kolleginnen und mein weniger geliebter kollege (von mir und meinen lieblingskollegen auch gern Enkidu genannt) sowie ich uns einem faszinierenden phaenomen gegenueber: herr O. hielt seinen altbabylonischen brief um 90° gedreht in der hand.
nach einigen minuten des faszinierten schweigens fragte frau W. schließlich, warum er seine beiden zettel gedreht in der hand halte. souveraen antwortete herr O., daß es ihm so leichter fiele, die zeichen zu lesen.
...
man koennte es ihm ja abnehmen, wenn nicht A) es sich um altbabylonisch handelte, und B) er ueberhaupt keilschrift halbwegs lesen koennte.
leider kann er keilschrift nicht wirklich lesen (was bemerkenswert ist, schließlich sollten wir das eigentlich mittlerweile halbwegs beherrschen). es bereitet mir regelmaeßig kopfschmerzen, wenn er sich ueber ein paar zeilen macht und damit beginnt, zu versuchen, herauszufinden, um welche zeichen es sich handelt. meistens schafft er es nicht - aber anstatt zuzugeben, daß er es nicht schafft, versucht er immer, sich rauszureden. er habe sich nicht vorbereiten koennen, er kenne den brief nicht, das licht sei zu schlecht, das papier werfe wellen, der schreiber habe fehler gemacht, etc. etc. pp.
oder gestern in sumerisch.
herr O. sah sich damit konfrontiert, wackere zwei zeilen lesen zu muessen. zwei zeilen, neben denen die umschrift stand. also wirklich nichts, was einen geistesriesen erfordert.
muehselig las er also die umschrift ab, und ward schließlich gefragt, ob er uns sagen koenne, was das auf deutsch hieße.
es handelte sich uebrigens um folgende zwei zeilen:
en-te:me-na
lú-é-gish-gigir-ra rú-a
was in der analyse dann auf folgendes hinauslaeuft:
En-te:me-na
lú é-gigir-a(k) rú-a
was einfach bedeutet:
Entemena, der Mann, der das Wagenhaus gebaut hat
allerdings ist ja nichts so einfach wie es scheint, wenn herr O. sich in die schoene welt der grammatik begibt.
nachdem er 15 minuten gebraucht hatte, um zu erkennen, daß es sich bei lú-é-gish-gigir-ra um eine genitivkonstruktion handelt, kam DAS PROBLEM:
rú-a.
rú ist ein verb. folglich kann das daran haengende /a/ kein lokativ sein (was er sowieso nicht gewusst haette *haeme verbreitet*), sondern kann nur ein hamtu-praedikat sein. das schoene an sumerischen praedikaten ist, daß aufgrund der tatsache, daß es sich beim sumerischen um eine ergativsprache handelt, praedikate sowohl aktivisch als auch passivisch uebersetzt werden koennen. also nicht der gebaute mann (was ohnehin ein syntaktisches problem darstellen wuerde), sondern der mann, der gebaut hat.
ganz einfach, oder?
nun, nicht fuer herrn O.
anstatt den sanften suggestionen des guru zuzuhoeren, der versuchte, ihn auf den richtigen weg zu zerren, um jeden nerven zu ersparen, dachte sich herr O., daß wohl der sumerische schreiber, der diese weihinschrift des Entemena verfasst hatte, die sumerische grammatik nicht beherrscht hatte und daher diese zeile unuebersetzbar sei, AUßER man haenge eine genitivpostposition an das rú.
nach 8 minuten (ich habe es ueberprueft) gab der guru schließlich auf, zu versuchen, herrn O. darauf hinzuweisen, daß der schreiber sein handwerk durchaus verstanden habe und daß es vielmehr an herrn O.'s beharrlicher weigerung, verschiedene facetten der grammatik zu beachten liege, daß dieser diese beiden zeilen nicht uebersetzen konnte.
man merkt, daß mich so etwas erbost.
aber egal. zurueck zur grammatik.
...
ja, ich bin selbst auch ein wenig schockiert darueber. aber nur ein wenig.
eigentlich haette ich mir heute akkadische omina antun sollen - interessant, ich weiß, und ich haette auch gerne wieder daran teilgenommen.
was mich davon abgehalten hat? zum einen ein gewaltiges nachholbederufnis an schlaf, zum anderen die tatsache, daß ich es gestern versaeumte, die 20 zeilen an öl-omina zu machen, welche uns aufgetragen worden waren. außerdem ist naechsten mittwoch die sumerisch-pruefung - diesmal unverrueckbar. und ich denke, ich sollte doch ein wenig mehr lernen.
also, ich habe mich dem sueßen schlaf hingegeben. herrlich. zwar bin ich immer noch ein wenig muede, aber ich und ein energydrink arbeiten gerade daran, das zu aendern. außerdem wiederhole ich soeben meine sumerische grammatik (bin schon bis zu den personalpronomina gekommen, heute erwarten mich noch die possessivsuffici und ordinalia).
ich muß gestehen, daß mir sumerisch einfach besser gefaellt als akkadisch. gut, eventuell liegt es daran, daß ich im vergangenen semester ein wenig... nun, sagen wir es so: ich habe kaum etwas gelernt. daran ist allerdings die archaeologie schuld.
jedenfalls, sumerisch ist so... einfach? weiß nicht, ob das der richtige begriff dafuer ist, aber die sprache erscheint mir auf jeden fall einfacher als akkadisch. obwohl ich zu meiner begeisterung habe feststellen koennen, daß mein akkadisch-wissen trotz eines semesters des nichtstuns immer noch groeßer ist als das meiner lieben kollegen und kolleginnen.
generell jedoch bin ich mit meiner derzeitigen uni-situation sehr zufrieden. im akkadisch ps geht es gut voran, und altbabylonisch gefaellt mir. vor allem die zeichen - sie sind einfach schoener anzusehen als die neuassyrischen solchen (obwohl beide vor der grandiosen schoenheit der sumerischen linearzeichen verblassen). auch gefaellt mir, was ich dieses semester so zu lesen bekomme - omina, religioese texte, codex hammurapi, schoepfungsmythen.
schoepfungsmythen!
ich habe mir den auftrag geschnappt, ein kurzreferat ueber den atrachasis-mythos zu halten. begeistert, wie ich bin, werde ich natuerlich nicht die bereits transliterierte, transkripierte und uebersetzte version im TUAT (Texte aus der Umwelt des Alten Testaments) verwenden, sondern mir die keilschrift kopieren und mich selbst dahinterklemmen. so lerne ich einerseits mehr, und andererseits macht es mehr spaß.
der atrachasis-mythos ist uebrigens eine sintflutgeschichte. eine sehr schoene. obwohl - bei mir ist es ohnehin egal, welchen sumerischen text man mir vorlegt; solange es ein literarischer solcher ist, finde ich sowieso alles schoen und toll und was weiß ich (bei wirtschaftsurkunden sieht das ganze schon wieder anders aus - der literarische reiz von '8 schafe, 7 ziegen am soundsovielten von soundso an soundso uebergeben' ist einfach nicht soooooo groß...). hach. ich bin so richtig gluecklich mit meinem studium.
wobei mir einfaellt:
ich habe letzthin, ich glaube, es war dienstag - ja, es war dienstag - mit einem guten freund von mir, Mo., telephoniert. nachdem er mir die frage gestellt hatte, wie es denn derzeit so mit meinem privatleben aussaehe, und ich zu antworten begonnen hatte, unterbrach er mich mit folgenden worten:
'manchmal habe ich das gefuehl, du hast gar kein privatleben mehr - sobald man dich danach fragt, dauert es kaum drei saetze und du bist schon wieder beim thema uni, uebersetzungen und aehnliches zeug.'
wo er recht hat, hat er recht.
aber mal im ernst: ich bin zufrieden damit. ich studiere ja nicht altsemitische philologie, weil ich einen job brauche, sondern weil es mich fasziniert. natuerlich, ich hoffe schon, daß ich einen beruf innerhalb dieses feldes bekomme - aber einerseits mache ich mir jetzt, im 3. semester, keine großen gedanken darueber (ich habe schließlich noch genug zeit), und andererseits bin ich fest davon ueberzeugt, daß das multiversum gar nicht erst zulassen wird, daß ich als arbeitslose akademikerin ende.
wenn ich mich mal ganz frech mit meinen kollegen und kolleginnen vergleichen darf, denke ich, daß ich sicher die besseren chancen auf eine stelle an einer universitaet habe, als diejenigen unseres kleinen vereins, die nur halbherzig vor sich hin studieren und mit den gedanken immer woanders sind. in diesem sinne bleiben quasi ich, herr W. und herr H. uebrig - herr H. wird wahrscheinlich ohnehin in baelde (also sobald er seine diplomarbeit fertig hat, welche von dem faszinierenden thema 'die subjunktion in neu- und spaetbabylonischen briefen' handelt) bei uns die kleinen neuen in akkadisch unterrichten duerfen, und herr W. hat auch sehr gute chancen, nach beendigung seiner dipl. ('goetterreisen') bei uns wirken zu koennen. schließlich hat er schon in sumerisch bei uns das tutorium veranstaltet.
herr H. und herr W. sind außerdem meine lieblingskollegen. die freuden, mit jemandem ueber die problematik der silbenregel im akkadischen stativ (herr H.) oder den zusammenhang zwischen den sumerischen reduplikationsverba und dem akkadischen D-stamm (herr W.) sprechen zu koennen!
ich kann zwar verstehen, daß manche meiner lieben kollegen und kolleginnen (außer den herren H. und W.) es fuer seltsam halten, daß ich in meiner freizeit gerne uebersetze oder - oh graus! - konjugationen uebe, oder mir fachliteratur durchlese... aber mir macht es spaß. ich habe mich nicht durch die schule gekaempft (und es war ein wirklicher kampf, jeden tag aufs neue), um dann sinnlos vor mich hin zu vegetieren.
warum stoert es ueberhaupt manche leute, daß ich meine freizeit mit fachspezifischen dingen verbringe? mich stoert auch nicht, daß andere es nicht tun. jedem das seine (und mir mehr fachliteratur!).
nun, das klingt jetzt alles nach rechter selbstbeweihraeucherung - ich lerne, ich studiere, ich lerne und bin sozusagen eine brave studentin. natuerlich habe ich auch meine jugendlichen fehler - alkoholgelage, zum beispiel. oder teilweise unkontrollierter konsum des gruenen krauts (welchen ich jedoch derzeit auch null hinuntergeschraubt habe, um nicht wieder lerntechnisch in der versenkung zu landen). oder mein unverstaendnis leuten gegenueber, die NICHT lernen.
ich glaube, letzteres ist einer meiner großen schwachpunkte.
man nehme zum bleistift herrn O.
herr O. ist letztes semester zu uns gestoßen. er ist theologe, und sehr gut in hebraeisch. zu uns hat er gefunden, da er sich fuer die urspruenge des hebraeischen interessiert, und da ist es nur natuerlich, daß er begann, sich mit akkadisch zu beschaeftigen.
herr O. hat allerdings leider eine art und weise, die ihn nicht nur bei mir relativ unbeliebt macht. er versucht naemlich, intelligent zu wirken. zu seinem leidwesen (und dem meinigen) gelingt ihm das allerdings nicht wirklich.
nun, damit koennte ich leben. ich muß schließlich auch Ma. ertragen, der sprachen gegenueber eine selten gesehene ignoranz an den tag legt (ich versuche seit dem ersten semester, ihn davon zu ueberzeugen, daß es fuer alle beteiligten das beste waere, wenn er zur ur- und fruehgeschichte wechseln wuerde und nur seine wahlfaecher bei uns abarbeiten taete - meinen nerven wuerde es auf jeden fall gut tun). aber herr O. ist... eigen.
gemeinsam mit frau H. bildet er das um eins reduzierte triumvirat des schreckens am institut. lehrende fuerchten die beiden - inkompetente kommentare und fragen waehrend des unterrichts sind eben nicht jedermanns sache. und herr O. hat mittlerweile frau H. die krone der inkompetenten kommentare und fragen abgerungen.
man sollte denken, daß jemand, der in theologie promoviert hat, mit so einfachen konzepten wie dem genitiv, kasuspostpositionen oder suffici vertraut sein sollte. außerdem sollte bei uns rein theoretisch jeder latein gehabt haben. aber nein!
ich muß es zugeben: herr O. treibt mich, langsam aber sicher, in den wahnsinn.
ich kann es einfach nicht ausstehen, wenn er sich zu etwas aeußert.
was mich ja wirklich irre macht, ist sein sinn- und zielloses vermengen von informationen. ein beispiel:
in sumerisch PS haben wir gelernt, daß es einfacher ist, die urspruenglichen bilder hinter den zeichen zu erkennen, wenn wir die keilschrift um 90 grad drehen. nichts neues hier, schließlich sollten wir rein hypothetisch ohnehin wissen, daß im laufe der schriftentwicklung eine drehung um 90° stattfand (um das schreiben zu erleichtern).
nun gilt das allerdings nur fuer sumerische zeichen (das mit dem drehen, um sie leichter lesen zu koennen). fuer neuassyrische, oder auch altbabylonische zeichen ist es vollkommen ueberfluessig, diese zu drehen. schließlich haben zu dem zeitpunkt, als diese zeichen verwendet wurden, die schreiber schon seit mehr als 1000 jahren 'normal' (also von links nach rechts und von oben nach unten) geschrieben.
kann herr O. das verstehen?
im akkadisch PS zu beginn der woche sahen die liebe frau W., die das PS veranstaltet, meine lieben beiden kolleginnen und mein weniger geliebter kollege (von mir und meinen lieblingskollegen auch gern Enkidu genannt) sowie ich uns einem faszinierenden phaenomen gegenueber: herr O. hielt seinen altbabylonischen brief um 90° gedreht in der hand.
nach einigen minuten des faszinierten schweigens fragte frau W. schließlich, warum er seine beiden zettel gedreht in der hand halte. souveraen antwortete herr O., daß es ihm so leichter fiele, die zeichen zu lesen.
...
man koennte es ihm ja abnehmen, wenn nicht A) es sich um altbabylonisch handelte, und B) er ueberhaupt keilschrift halbwegs lesen koennte.
leider kann er keilschrift nicht wirklich lesen (was bemerkenswert ist, schließlich sollten wir das eigentlich mittlerweile halbwegs beherrschen). es bereitet mir regelmaeßig kopfschmerzen, wenn er sich ueber ein paar zeilen macht und damit beginnt, zu versuchen, herauszufinden, um welche zeichen es sich handelt. meistens schafft er es nicht - aber anstatt zuzugeben, daß er es nicht schafft, versucht er immer, sich rauszureden. er habe sich nicht vorbereiten koennen, er kenne den brief nicht, das licht sei zu schlecht, das papier werfe wellen, der schreiber habe fehler gemacht, etc. etc. pp.
oder gestern in sumerisch.
herr O. sah sich damit konfrontiert, wackere zwei zeilen lesen zu muessen. zwei zeilen, neben denen die umschrift stand. also wirklich nichts, was einen geistesriesen erfordert.
muehselig las er also die umschrift ab, und ward schließlich gefragt, ob er uns sagen koenne, was das auf deutsch hieße.
es handelte sich uebrigens um folgende zwei zeilen:
en-te:me-na
lú-é-gish-gigir-ra rú-a
was in der analyse dann auf folgendes hinauslaeuft:
En-te:me-na
lú é-gigir-a(k) rú-a
was einfach bedeutet:
Entemena, der Mann, der das Wagenhaus gebaut hat
allerdings ist ja nichts so einfach wie es scheint, wenn herr O. sich in die schoene welt der grammatik begibt.
nachdem er 15 minuten gebraucht hatte, um zu erkennen, daß es sich bei lú-é-gish-gigir-ra um eine genitivkonstruktion handelt, kam DAS PROBLEM:
rú-a.
rú ist ein verb. folglich kann das daran haengende /a/ kein lokativ sein (was er sowieso nicht gewusst haette *haeme verbreitet*), sondern kann nur ein hamtu-praedikat sein. das schoene an sumerischen praedikaten ist, daß aufgrund der tatsache, daß es sich beim sumerischen um eine ergativsprache handelt, praedikate sowohl aktivisch als auch passivisch uebersetzt werden koennen. also nicht der gebaute mann (was ohnehin ein syntaktisches problem darstellen wuerde), sondern der mann, der gebaut hat.
ganz einfach, oder?
nun, nicht fuer herrn O.
anstatt den sanften suggestionen des guru zuzuhoeren, der versuchte, ihn auf den richtigen weg zu zerren, um jeden nerven zu ersparen, dachte sich herr O., daß wohl der sumerische schreiber, der diese weihinschrift des Entemena verfasst hatte, die sumerische grammatik nicht beherrscht hatte und daher diese zeile unuebersetzbar sei, AUßER man haenge eine genitivpostposition an das rú.
nach 8 minuten (ich habe es ueberprueft) gab der guru schließlich auf, zu versuchen, herrn O. darauf hinzuweisen, daß der schreiber sein handwerk durchaus verstanden habe und daß es vielmehr an herrn O.'s beharrlicher weigerung, verschiedene facetten der grammatik zu beachten liege, daß dieser diese beiden zeilen nicht uebersetzen konnte.
man merkt, daß mich so etwas erbost.
aber egal. zurueck zur grammatik.
ruha-bishta - 2005/10/19 19:05
theuerste,
sobald jedoch Ihre erbostheit etwas abgeflaut ist, sollten Sie Ihren nickname mit Ihrem weblog verknüpfen, damit Ihnen auch tröstende worte anderer leser zuteil werden können.
ich danke
nun, die erbostheit ist abgeflaut, doch ich muß in ehrlicher schande zugeben, daß ich nicht weiß, was genau sie meinen und wie ich es zustandebringen kann...
nun denn:
2) im "profil bearbeiten" gibt es ein leeres feld names "persönlicher url". dort tragen Sie "https://ruhabishta.twoday.net" ein.
3) sichern nicht vergessen! ;-)
das ist alles.